Das Jahr 2014 steht ganz im Zeichen des Theaterstücks «Hinz und Kunz»:

Der Quartierverein Unterdorf in Windisch plant zu seinem 50-Jahr-Jubiläum ein grosses Theaterprojekt. Das spezielle Kulturprojekt trägt den Namen «Hinz und Kunz».
«Hinz und Kunz» macht das Quartier, seine Bewohner/innen von gestern und heute zum Thema.
Im August finden nach aufwändigen Vorbereitungen 12 Aufführungen statt, die alle rasch ausverkauft sind.

Teil l: Rundgang im Quartier

Das Publikum wird am Quartiereingang von zwei Hostessen als Neuzuzüger*innen bzw. potentielle Käufer/innen einer Loft im Spinnereigebäude begrüsst und zu einem Rundgang eingeladen. Aufgeteilt in zwei Gruppen à ca. 70 Personen werden die Gäste in einem ersten Teil mit dem Unterdorf bekanntgemacht. Selbstverständlich präsentiert sich das Quartier von seiner „Schoggiseite“. So zieht man vorbei an singenden, putzenden, werkenden, spielenden, musizierenden und badenden Quartierbewohner/innen. Video- und Toninstallationen erlauben u.a. einen Blick in die guten Stuben der Unterdörfler*innen. Das Publikum lernt diese als unkomplizierte, glückliche und lebensfrohe Zeitgenoss*innen und ihr Quartier als einzigartige Idylle kennen.

Teil ll: Szenenfolge auf dem Dieselplatz

Als dann im zweiten Teil ein Zügelwagen vorfährt und Zügelmänner das Mobiliar einer Neuzuzüger-Familie ausladen, werden bei den Eingesessenen Bedenken laut. Mit Hochwasser wusste man im Unterdorf umzugehen. Aber wie soll man mit der Schwemme, die durch die vielen neuen Wohnungen ausgelöst wird, zurechtkommen? Verliert das Unterdorf sein Gesicht? Wird man bald von den vielen Fremden überstimmt? Nicht nur Neuzuzüger*innen stören die friedliche Stimmung. Im Lauf des Rundgangs tauchen immer wieder Sonderlinge auf. Einzelne Gestalten, die Selbstgespräche führen oder das Publikum kurz ansprechen, stumme Gruppen, die im Hintergrund vorbeiziehen. Sind es Patient*innen der nahen psychiatrischen Klinik? Figuren aus einer anderen Zeit? Bewohner und Publikum sind zwar für einen Augenblick irritiert, schenken diesen Randerscheinungen aber vorerst kaum Beachtung. 

Teil lll: Szenen im Diesellokal

Dies ändert sich im dritten Teil des Abends, an der Generalversammlung des Quartiervereins. Die Idee, eine Büste von Heinrich Kunz vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Spinnerei aufzustellen, führt zu heftigen Diskussionen. Für die einen hatte der „Spinnerkönig“ grosse Verdienste im Windisch des vorletzten und letzten Jahrhunderts. Eine Ehrung wäre deshalb längst angebracht. Für die andern waren Heinrich Kunz ein skrupelloser Ausbeuter und Menschenschinder, der nicht auf den Sockel sondern an den Pranger gehört. Die sonderbaren Gestalten, die sich beim Quartierrundgang noch im Hintergrund gehalten hatten, treten nun auch in Erscheinung und melden sich energisch zu Wort. Es sind ehemalige Arbeiter*innen der Spinnerei, die aus vergangener Zeit berichten, die Fabrikherren anklagen und ihren entbehrungsreichen Alltag aufleben lassen. Schliesslich taucht Heinrich Kunz persönlich auf, um seine damalige Geschäftspolitik zu rechtfertigen.
[Text: Wolfgang Heilgendorff]
‹Regional Brugg›, September 2012
‹Aargauerzeitung›, April 2014
‹SRF›, August 2014

Adrian Meyer vor Mitwirkenden
Regisseur Adrian Meyer instruiert die Mitwirkenden
Schluss der Aufführung von Hinz und Kunz mit vielen Mitwirkenden im Diesellokal
Impression am Ende einer Aufführung im Diesellokal
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